2020-04-10T08:26:49+02:00

Magersucht – Ursachen, Anzeichen & Folgen!

Für das Phänomen der Magersucht, in der Fachsprache bekannt unter der Bezeichnung Anorexia nervosa, ist ein enormer Gewichtsverlust typisch. Diese Gewichtsreduktion wird von den betroffenen Personen ganz bewusst herbeigeführt. Im Großen und Ganzen sind magersüchtige Personen äußerst dünn, fühlen sich dennoch als extrem dick und übergewichtig, obwohl sie bereits mit sehr starkem Untergewicht zu kämpfen haben.

Magersüchtige Menschen verlieren Körpergewicht in der Hauptsache durch ständiges Hungern und die Verweigerung, Nahrung aufzunehmen. Hinzu kommt gelegentlich ein starker Trieb zu sportlicher Aktivität. Eine Vielzahl von Magersucht Betroffener nimmt zusätzlich Abführmittel, Appetitzügler oder entwässernde Medikamente ein.

In den meisten Fällen führen magersüchtige Menschen ein Erbrechen nach der Einnahme von Mahlzeiten selbst herbei. Bei der Magersucht müssen nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten, bei vielen Betroffenen sind auch nur einige Aspekte zu beobachten.

Wann beginnt eine Magersucht?

Auf internationaler Ebene wird von einer weiten Verbreitung der Magersucht von 0,5 bis 1 Prozent der Weltbevölkerung ausgegangen. Deutsche Untersuchungen aus dem Jahre 1998 haben eine steigende Häufigkeit des Phänomens von 0,3 % bei weiblichen Betroffenen im Alter von 14 bis 24 Jahren festgestellt. Im Großen und Ganzen kann bemerkt werden, dass eine Magersucht am häufigsten in den Altersklassen von 14 bis 18 Jahren auftritt. Betroffen sind wesentlich mehr Mädchen als Jungen von dieser Erkrankung.

Eine durchgeführte Studie aus dem Jahre 2013, die die Gesundheit erwachsener Person innerhalb Deutschlands betrifft, legte offen, dass 1,1 % aller Frauen und 0,3 % aller Männer der Altersklassen von 18 bis 79 Jahren unter einer Magersucht leiden. Eine amerikanische Studie von 2012 konnte beweisen, dass mit einer Häufigkeit dieser Erkrankungen von 0,3 % für Mädchen und Jungen zwischen dem 13. und 18. Lebensjahr zu rechnen ist.

Der Body Mass Index – kurz BMI – bei von Magersucht betroffenen erwachsenen Personen liegt bei 17,5. Magersüchtige jugendliche Personen haben ein für ihr Alter zu geringes Körpergewicht und nehmen auch im Wachstum nicht genügend zu. Der BMI wird dabei durch Gewicht in Kilogramm geteilt durch Größe in Meter ins Quadrat berechnet. Also beispielsweise 60 kg / (1,68*1,68).

Aus welchem Grund bekommt man eine Magersucht?

Magersucht Ursachen

Magersucht Ursachen

Menschen, die an Magersucht erkranken, gehen davon aus, dass sie sich durch das Dünner werden einfach mehr leisten können, dass sie perfekter sein können als andere Personen in ihrer näheren Umgebung.

Sie wünschen sich durch Ihre Magersucht:

  • Anerkennung
  • Liebe
  • Zuwendung.

Im Verlauf der Zeit verselbstständigt sich dieser Mechanismus und entwickelt sich so zu einem Teufelskreis. Selbst dann, wenn die vermeintliche Belohnung für die Reduzierung des Körpergewichts ausbleibt, versuchen Magersüchtige weiterhin durch ein stärkeres Abmagern diese zu erreichen. Jede noch so minimale Zunahme verursacht sehr starke Ängste bei diesem Personenkreis. Hilfe bei Magersucht verspricht ausschließlich eine schnellstmögliche Hilfe mittels psychotherapeutischer Maßnahmen.

Die verschiedenen Anzeichen

Magersüchtige Personen fühlen sich zu dick, obwohl sie bereits unter Untergewicht leiden. Sie tun alles dafür, um immer weiter abzumagern. Dieser Personenkreis kontrolliert seinen Körper rund um die Uhr. Es wird übermäßig viel Sport getrieben, Gefühle werden komplett unterdrückt. Außenstehende nehmen starke Widersprüche wahr.

Wenn die Magersucht schon seit längerer Zeit besteht, ist der Körper der magersüchtigen Person bereits extrem dünn. Die extreme Gewichtsreduktion wird stets selbst herbeigeführt. Um dies zu schaffen, wird so wenig Nahrung wie nur möglich zu sich genommen und extrem viel Sport getrieben. Zunächst werden sämtliche kalorienreiche Nahrungsmittel vom Speiseplan gestrichen. Anschließend findet eine Einschränkung der verbleibenden Lebensmittel statt, bis komplette Mahlzeiten gänzlich wegfallen.

Eine Vielzahl an Magersüchtigen stellt sogar das Trinken ganz ein. Da die Gewichtsreduktion einzig durch eine enorme Einschränkung der Nahrungsaufnahme erlangt werden kann, wird bei diesem Typ der Magersucht auch von der „restriktiven Anorexia nervosa“ gesprochen.

Bei rund 60 Prozent der von Magersucht betroffenen Menschen wird die dauerhafte Diät im Verlaufe der Zeit durch Essattacken unterbrochen. Einerseits, weil der Hunger extrem stark wird und andererseits, weil dem Drängen von Erziehungsberechtigen nachgegeben wird.

Unter Zuhilfenahme von Abführmitteln und weiterer Medikamente wird anschließend der Essanfall durch Erbrechen wieder ungeschehen gemacht. Fachleute reden hier von einem bulimischen Typ von Magersucht. Manche magersüchtige Personen missbrauchen verschiedene Medikamente und erbrechen Nahrung auch ohne Heißhungerattacken gehabt zu haben.

Der Kopf herrscht über den Körper

Der Körper von Magersüchtigen erscheint Betroffenen als gierig. Er wird als Feind angesehen, welcher bekämpft werden muss. Bedürfnisse nach

  • Entspannung
  • Nichtstun
  • Ruhe

dürfen in den Augen von Magersüchtigen einfach nicht sein. Derartige Bedürfnisse werden grundsätzlich verleugnet. Die Krankheit gewinnt somit die Oberhand: die Kontrolle über den eigenen Körper vermittelt das Gefühl von Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Menschen mit Magersucht befinden sich in dem Glauben, alle Probleme sind gelöst, wenn ihr Körper dünn ist. Aber selbst dann, wenn Magersüchtige nur noch relativ weniger an Körpergewicht auf die Waage bringen, fühlen sie sich immer noch zu dick und möchten noch mehr abnehmen. Die Angst, dick werden zu können, sitzt sehr tief.

Wer unter Magersucht leidet, hat nicht selten hohe Leistungsansprüche an sich selbst. Sehr oft gehören diese zu den Besten der Klasse oder verlangen von sich selbst

  • im Beruf
  • beim Sport
  • im Studium

immer sehr viel mehr. Und trotz, dass es immer schwieriger wird, schaffen es magersüchtige Personen zu immer mehr besseren Leistungen. An Magersucht Leidende sind besonders ehrgeizig und ziehen stets Vergleiche zu anderen Menschen. Dabei gehen sie nicht selten über ihre eigenen Grenzen hinaus. Kaum jemand genügt ihren Ansprüchen.

Die zwanghaften Verhaltensweisen

Magersucht Verhaltensweisen

Magersucht Verhaltensweisen

Das Essen unterliegt sehr oft bestimmten Ritualen. Aber auch bei weiteren Verhaltensweisen entwickeln sich gewisse Zwänge, beispielsweise bei der Körperpflege oder dem Aufräumen. Es werden bestimmte Dinge gesammelt und kontrolliert. Nicht selten entsteht Geiz. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es zu einer starken Abkapselung der Magersüchtigen. Depressionen und gereizte Stimmungen nehmen immer mehr zu. Auch Gedanken an einen möglichen Suizid stellen sich ein.

Verschiedene Verhaltensweisen von Menschen, die unter einer Magersucht leiden, erscheinen auf den ersten Blick für außenstehende Personen äußerst widersprüchlich. Doch gerade diese Widersprüche sind typisch für diese Essstörung. Hierzu gehört es zum Beispiel auch, dass Magersüchtige Rezepte sammeln, für andere Menschen gern backen und kochen, dabei selbst jedoch nichts essen.

Auf der einen Seite haben magersüchtige Menschen Angst vor dem gesunden Mittelmaß und wollen stets hohe Leistungen erbringen. Auf der anderen Seite haben sie jedoch auch Furcht, aufzufallen. Magersüchtige Menschen sind sehr sensibel für Bedürfnisse ihrer Mitmenschen. Allerdings haben sie zu ihren eigenen Gefühlen kaum Zugang. Eine Vielzahl von an Magersucht erkrankten Personen haben große Ängste vor einer Trennung. Andererseits haben sie aber auch Angst vor zu viel Nähe.

Woran kann Magersucht erkannt werden?
Der magere menschliche Körper, die stetige strenge Kontrolle des Essens oder den Nicht-Essens und des Körpergewichts – das sind die wesentlichen Charakteristika dieser schwerwiegenden Essstörung. Magersucht beeinflusst jedoch auch das Fühlen und Denken der betroffenen Person.

An den nachfolgend aufgeführten Eigenschaften lässt sich eine Magersucht erkennen:

  • Betroffene fühlen sich stets zu dick. Selbst dann, wenn das Gewicht stark reduziert wird.
  • Bevorzugung von Baby- und Kindernahrung.
  • Der eigene Körper erscheint als Feind, der bekämpft werden muss.
  • Der Kopf übernimmt die völlige Kontrolle, was ein Gefühl von Selbstständigkeit und Unabhängigkeit gibt.
  • Depressive Verstimmungen.
  • Einseitige Ernährungsweise.
  • Extreme Reinlichkeit.
  • Extreme spartanische Lebensweise.
  • Extremes Treiben von Sport.
  • Kalorienarmen Getränken und Nahrungsmitteln den Vorzug geben.
  • Keine Beschäftigungen, welche Freude bereiten.
  • Keine Entspannung zulassen.
  • Kein vorhandenes Gefühl für den eigenen Körper und dessen Bedürfnisse.
  • Leben nach bestimmten Essen-Ritualen.
  • Nahrungsaufnahme vortäuschen und dann wieder ausspucken.
  • Rückzug von Freunden und der Familie.
  • Sehr langsames, heißes oder äußerst kalt essen.
  • Sich nicht eingestehen, dass eine ernsthafte Erkrankung vorliegt.
  • Ständiges Wiegen.
  • Übertriebener Geiz.

Welches sind die Diagnosekriterien für eine Magersucht?

  • Ausbleiben der Monatsblutung.
  • Auftreten von Potenzstörungen bei Männern.
  • Dauerhafter BMI unter 17,5 – bei Kindern und Jugendlichen unter 10.
  • Eigener Körper wird stets als zu dick wahrgenommen, selbst dann, wenn bereits erhebliches Untergewicht besteht.
  • Enormer Gewichtsverlust wird selbst herbeigeführt durch zu viel Sport, Erbrechen, Hungern, Einnahme unterschiedlicher Medikamente.
  • Erhöhte Gewichtsreduktion – bei Jugendlichen und Kindern auch trotz Wachstum keine Zunahme an Gewicht
  • Extreme Ängste.
  • Gedanken kreisen ständig um Gewicht, Essen und Figur.
  • Hyperaktivität.

Was sind die Folgen der Essstörung?

Je jünger die von Magersucht betroffene Person ist und je weniger diese wiegt, umso schneller reduziert sich das Körpergewicht. Dies zieht massive organische wie auch seelische Folgen nach sich.

Zu den körperlichen Folgeschäden einer Magersucht zählen:

    • Störungen des Herz-Kreislaufsystems:
      Blutdruck, Körpertemperatur und Puls sinken. Die Personen frieren sehr leicht. Gefährliche Wassereinlagerungen sind die Folge.
    • Basierend auf einer schlechten Versorgung mit Nährstoffen werden die Haare brüchig und die Haut trocken.
    • Durch die hormonell bedingten Veränderungen bleibt die Regelblutung aus. Eine Veränderung der Körperbehaarung lässt sich ebenfalls beobachten. Wird die Pille zur Verhütung einer Schwangerschaft eingenommen, tritt die Menstruation gehäuft trotzdem ein. Bei Männern tritt nicht selten eine Potenzstörung ein.
    • Eintreten von Osteoporose bei längerer Krankheitsdauer.
    • Blähungen, Magen-Darmbeschwerden und Verstopfungen treten gehäuft auf.
    • Störungen im Wachstum bei Kindern und Jugendlichen. Kinder und Jugendliche, die an Magersucht leiden, sind in der Regel kleiner als Gleichaltrige. Selbst bei einer erfolgreich durchgeführten Behandlung wird das Wachstum meist nicht mehr aufgeholt.
    • Eine schwer verlaufende Magersucht betrifft sämtliche Körperorgane.

Die seelischen Folgeschäden einer Magersucht sehen wie folgt aus:

  • Angsterkrankungen:
    Hierzu gehören Ängste, von anderen beurteilt und bewertet zu werden. Dies führt letztlich dazu, dass sich magersüchtige Menschen immer weiter in sich zurückziehen.
  • Auftreten von Panikattacken, auch in Kombination mit Platzangst. Trennungsängste.
  • Depressionen: 
    Gedrückte Stimmung. Keine Durchführung von Aktivitäten, welche Freude bereiten. Schuldgefühle. Kein Selbstwertgefühl. Konzentrations- und Schlafstörungen.
  • Zwangserkrankungen:
    z. B. Essrituale, krankhaftes Kalorienzählen, Grübeln über das Essen oder übertriebenes Waschen, Aufräumen und Ordnung halten oder zwanghaftes Sparen.

Wie kann Magersucht behandelt werden?

Wie kann Magersucht behandelt werden?

Wie kann Magersucht behandelt werden?

Die von Magersucht betroffene Person muss ihre Verleugnungsstragien sich selbst gegenüber aufgeben. Die Psychotherapie muss von der Person akzeptiert werden, ansonsten tritt keine Besserung ein.

Die Heilung der Magersucht gestaltet sich dabei äußerst schwierig und ist sehr langwierig. Magersucht zählt zu den psychischen Erkrankungen und hat leider hohe Sterblichkeitsraten. Es existieren unterschiedliche Behandlungsansätze, welche abhängig von der persönlichen Situation der betroffenen Person separat oder auch kombiniert angewandt werden können.

Bei der Psychoanalyse wird davon ausgegangen, dass die Ursache der Essstörung in unbewussten Konflikten liegt. Durch deren Aufdeckung und Verarbeitung wird der Patient in die Lage versetzt sich weiter zu entwickeln. Die Symptome werden nicht mehr gebraucht.

Eine psychoanalytische Behandlung findet in der Hauptsache in einem Gespräch zwischen dem Therapeuten und dem Patienten statt, gelegentlich auch in Form von Gruppentherapien. Beim psychoanalytischen Therapieansatz wird meist das Essverhalten kaum thematisiert. Trotzdem kann eine deutliche Verbesserung der Symptome einer Magersucht erreicht werden.

Bei einer Verhaltenstherapie werden Verhaltens- und Gedankenmuster der betroffenen Person aufgelöst und durch günstigere ersetzt. Bei der Magersucht kommt es zu einer positiven Beeinflussung der Eigenwahrnehmung der betroffenen Person. Darüber hinaus verfolgt eine Verhaltenstherapie das Ziel eines verbesserten Konfliktverhaltens zur Stärkung des Patienten, womit eine wesentliche Verbesserung der Symptome erreicht wird.

Bei der Therapieform des systemisch-familientherapeutischen Ansatzes geht es nicht einzig um die magersüchtige Person. Auch das engere Umfeld – sprich die Familie – werden mit einbezogen. Diese Therapie geht davon aus, dass das persönliche Umfeld geistige wie auch körperliche Probleme sowie Verhaltensmuster und Wertvorstellungen eines Menschen enorm beeinflusst. Somit zielt diese Behandlungsform darauf ab, innerhalb der Familie neue Verhaltensweisen und Regeln einzuführen, die zu einer verbesserten Bewältigung von Konflikten beitragen.

Medikamente gegen Magersucht gibt es keine. Behandlungsansätze müssen stets in Verbindung mit der Psyche des Patienten in Verbindung stehen. Sofern akute Lebensgefahr bei Magersüchtigen vorliegt, muss eine intravenöse Ernährung in einer Klinik erfolgen. Dies ist jedoch keine Therapiemaßnahme, sondern dient der Verhinderung von körperlichen Schäden.

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