Medikamente können Leben retten. Aber nicht nur im Ernstfall sollten sie die entsprechende Wirkung entfachen. Sondern auch bei banaleren Erkrankungen wie einer Erkältung ist es natürlich wünschenswert, wenn die eingenommenen Arzneimittel ihre versprochene Wirkung auch zur Geltung bringen.
Bei Originalarzneimitteln ist das in der Regel auch kein Problem. Allerdings kommen immer häufiger auch Medikamentenfälschungen in den Umlauf. Sie tragen dann in der Regel nicht nur nichts zur Genesung bei, sondern können im Zweifelsfall auch die Gesundheit oder gar das Leben des Patienten bedrohen. Somit entsteht nicht nur ein wirtschaftlicher Schaden, wie es bei den Fälschungen von Luxusartikeln wie Markenkleidung, Uhren und Co entsteht, sondern auch Gefahr für Leib und Leben. Wir zeigen auf, welche Gefahren von Medikamentenfälschungen ausgehen und wie Sie diese erkennen.
Was ist Medikamentenfälschung?
Bei Medikamentenfälschungen handelt es sich, der Name verrät es bereits, um gefälschte Medikamente. Betroffen können sowohl Markenprodukte als auch Generika sein. Die Medikamentenfälschungen werden nicht vom ursprünglichen Hersteller gefertigt. Das wäre per se ja noch nicht so gravierend, sondern nur ein wirtschaftlicher Schaden, wenn Medikamentenfälschungen nicht in der Regel auch eine falsche Dosierung der Wirkstoffe aufweisen würden.
Entweder ist die Dosierung in den gefälschten Produkten zu hoch oder zu gering, die Form verunreinigt oder im Extremfall gar kein Wirkstoff enthalten. Dann kann das Medikament natürlich keinerlei Wirkung entfalten, was gerade bei lebensnotwendigen Arzneimitteln gravierende Folgen haben kann. Aber auch eine falsche Dosierung ist nicht ungefährlich – je nachdem, um welches Medikament es sich handelt und wie sich eine Über- oder Unterdosierung des Wirkstoffes auf den Patienten auswirkt.
Abgesehen von der dann falschen oder ausbleibenden Wirkung, wenn gefälschte Medikamente keine oder falsch dosierte Wirkstoffe enthalten, gibt es zudem auch noch weitere gefährliche Nebenwirkungen und Gefahren. Nicht selten werden die fehlenden Wirkstoffe in den Medikamentenfälschungen nicht nur durch harmlose Alternativen wie Mehl oder gemahlene Backsteine ersetzt. Es kommt auch vor, dass sogar Giftstoffe wie Insektizide oder Rattengift in Medikamentenfälschungen enthalten sind. Gelangen diese in den Körper, kann dies noch weitere gravierende Folgen abgesehen von der ausbleibenden Medikamentenwirkung haben.
Welche Medikamente sind am ehesten davon betroffen?
Besonders fälschungsgefährdet sind generell Medikamente mit hohem Umsatz oder Preis. Denn in diesen Bereichen lohnt sich aufgrund der hohen Verkaufszahlen oder des hohen Gewinns pro Verkauf der Aufwand der Fälschungen.
Dass Medikamentenfälschungen vor allem bei sogenannten Lifestyle-Produkten wie Potenzmitteln, Schlankheitsmitteln, Muskelaufbaupräparaten und mehr vorkommen, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Auch bei „richtigen“ und rezeptpflichtigen Medikamenten gibt es eine hohe Anzahl an Medikamentenfälschungen. Davon sind selbst lebensnotwendige Arzneimittel wie Krebsmedikamente sowie Medikamente zur Behandlung von Herz-Kreislaufbeschwerden, aber auch Antibiotika, Schmerz- sowie Verhütungsmittel und viele weitere eher alltägliche Medikamente betroffen.
Wie Sie Medikamentenfälschungen erkennen
Oft ist es nicht so ganz einfach, Medikamentenfälschungen zu erkennen. Denn die Fälscher geben sich alle Mühe, diese möglichst gut zu tarnen. Generell ist es ratsam, Medikamente nicht über dubiose Quellen aus dem Internet zu beziehen. Denn in entwickelten Staaten wie der Schweiz ist der Verkauf von Arzneimitteln über das Internet das wichtigste Einfallstor für gefälschte Medikamente. Somit ist die Wahrscheinlichkeit nicht gerade gering, dass Sie eine Medikamentenfälschung bei Bestellung übers Internet erhalten. Vor allem sollten Sie dann hellhörig werden, wenn die Medikamente deutlich günstiger als normal sind. Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um gefälschte Medikamente handelt.
Aber auch bei Ungereimtheiten bei der Packungsbeilage oder der Beschriftung der Medikamente, z. B. ein sehr schlechtes Deutsch oder eine komplett andere Sprache, sollten Sie hellhörig werden und das Medikament besser nicht einnehmen. Haben Sie einen Verdacht auf Medikamentenfälschung, konsultieren Sie in diesem Fall den Arzt oder die Apotheke Ihres Vertrauens. Die können Ihnen behilflich sein, Medikamentenfälschungen zu erkennen.
Um das Problem von vornherein zu umgehen, wenden Sie sich, auch wenn es teurer sein mag, am besten gleich an eine seriöse Apotheke. Dies kann entweder die Apotheke vor Ort sein, aber auch eine seriöse Internet Apotheke. Diese erkennen Sie an den entsprechenden Genehmigungen. Auch die Recherche nach Erfahrungsberichten und Bewertungen im Internet kann an dieser Stelle helfen. Dort ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es sich nicht um gefälschte Medikamente handelt.
Was unternehmen Behörden & Pharmaunternehmen gegen Medikamentenfälschung?
Die Weltgesundheitsorganisation WHO als auch die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) gehen in ihrer Medikamentenfälschung Statistik davon aus, dass rund 10 Prozent der Arzneimittel weltweit gefälscht sind. In Entwicklungsländern soll die Quote sogar bei bis zu 30 Prozent liegen, in hoch entwickelten Ländern hingegen nur bei unter 1 Prozent. Bei illegal über das Internet bezogenen Medikamenten liegt die Quote laut WHO allerdings bei über 50 Prozent.
Um diesem Problem Herr zu werden, gehen Behörden und Pharmaunternehmen wie der österreichische Pharma-Hersteller Montavit auf verschiedene Weise gegen das Problem der Medikamentenfälschung vor. So kontrolliert z. B. die Eidgenössische Zollverwaltung jedes Jahr viele Pakete. Im Jahr 2017 wurden über 1.000 Sendungen mit illegal importierten Medikamenten sichergestellt.
Die Pharmahersteller arbeiten sowohl untereinander als auch im Zusammenspiel mit den Zollbehörden eng zusammen. Sie verwenden unter anderem offene sowie verdeckte Kennzeichnungen, die Fälschungen erschweren und besser identifizierbar machen sollen. Hierzu zählen unter anderem Hologramme, farbändernde Tinte sowie irisierende Oberflächen. Auch Rückverfolgungstechniken wie Seriennummern in Kombination mit einer 2-D-Daten-Matrix kommen von den Pharmaunternehmen zum Einsatz. Dies soll eine lückenlose Verfolgbarkeit der Arzneimittel und für eine Authentizitätsprüfung jeder einzelnen Packung ermöglichen. So kann der Apotheker bei jedem Medikament einen Identifikationscode prüfen, bevor er dieses an den Patienten herausgibt.
Zudem sind weitere Sicherheitsmaßnahmen in Vorbereitung. Ab Februar 2019 verpflichtet z. B. die EU (inklusive der Pharmaindustrie in der Schweiz) dazu, dass Packungen verschreibungspflichtiger Arzneimittel mit einem Erstöffnungsschutz wie z. B. einem Siegel gekennzeichnet sein müssen. Zudem ist der oben bereits erwähnte Scan zur Überprüfung der Echtheit in der Apotheke verpflichtend. Das System schlägt Alarm, wenn die Seriennummer unbekannt ist oder bereits einmal an einen Patienten ausgegeben wurde. So sollen gefälschte Medikamente in Apotheken vermieden werden.