2016-10-20T16:43:14+02:00

Die Anzeichen einer Magersuchterkrankung

Die Magersucht (Anorexia nervosa) wird als psychische Störung klassifiziert und bezieht sich auf ein gestörtes Essverhalten. Die Ursachen sind im Normalfall psychischer Natur und können sowohl genetisch bedingt sein (selten) als auch durch das Umfeld entstehen (deutlich häufiger). Auch in Österreich ist die Magersucht mittlerweile eine verbreitete Krankheit. So erkranken laut einem Artikel der Ärztezeitung im Schnitt 14 Frauen und ein Mann auf je 100.000 Einwohner an Magersucht. Die Erkrankten selbst nehmen ihr Essverhalten nicht als Problem wahr und auch im Umfeld bleiben solche Krankheiten viel zu lange unentdeckt. Dies kann letztlich zu sehr schweren Folgen führen, da Magersucht im fortgeschrittenen Stadium tatsächlich lebensgefährlich ist. Aus diesem Grund wollen wir Ihnen nun aufzeigen, anhand welcher Hinweise Sie Magersucht in Ihrem Freundeskreis und der Familie erkennen können.

Welche Anzeichen und Symptome sprechen für eine Magersucht?

Das große Problem bei der Magersucht liegt darin, dass die Betroffenen selbst sich nicht kritisch mit den Symptomen und Problemen auseinandersetzen können. Es ist sozusagen Teil des Problems, dass sie sich ständig als „zu dick“ empfinden und mit allen Mitteln versuchen, dieses „Problem“ zu lösen. Dies wird als Körperschema-Störung bezeichnet, bei der die Betroffenen zudem eine viel zu niedrige Gewichtsschwelle als normal betrachten. Als Außenstehender können Sie eventuell bemerken, wenn sich eine Freundin oder die eigene Tochter plötzlich ungesunde Gewichtsziele setzt. Darüber hinaus lassen sich folgende Anhaltspunkte festhalten:

  • Plötzliches Aufkeimen übertriebener sportlicher Aktivität
  • Stark verändertes Essverhalten
  • Stetiges Auslassen von Mahlzeiten
  • Deutliches Untergewicht (15% unter dem Normalgewicht)
  • Häufigeres Erbrechen
  • Einnahme von Abführmitteln ohne erkennbaren Grund
  • Brüchige Nägel und Haarausfall
  • Betroffene frieren deutlich schneller
  • Stetige Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper

Die oben genannten Auffälligkeiten können Hinweise darauf geben, dass jemand unter Magersucht leidet. Oft ist es das Zusammenspiel der Symptome mit den individuellen Gegebenheiten, die einen solchen Verdacht erhärten. Sportliche Aktivität für sich ist nicht grundsätzlich schlecht und auch eine Ernährungsumstellung muss nichts mit Magersucht zu tun haben. Sollte Ihnen allerdings auffallen, dass es bei eventuellen Verhaltensänderungen nur um eine erzwungene Gewichtsabnahme in ungesunde Sphären geht, benötigt die oder der Betroffene sehr dringend Hilfe.

Was Sie in einem solchen Fall tun können

Magersüchtig verstecken

Angehörige sollten in Kontakt mit Magersüchtigen bleiben

Es ist auch als Angehöriger oder Freund eines Betroffenen nicht einfach, sich einzugestehen, dass ein wichtiger Mensch an Magersucht leidet. Magersüchtige Menschen ziehen sich selbst immer weiter zurück, nehmen Verabredungen nicht wahr und essen ungern in Gegenwart anderer Menschen. In einem solchen Fall ist es wichtig, diesen Rückzug nicht durch eigenes Verhalten zusätzlich zu beschleunigen. So sollten Sie immer wieder versuchen, Kontakt mit der betroffenen Person aufzunehmen. Eine so erhaltene Freundschaft kann bei einer späteren Therapie den nötigen Halt bieten, um alles durchzustehen.

In Familien ist es zudem wichtig, sachlich und offen mit dem eigenen Kind oder dem Partner zu sprechen. Dabei sollten Vorwürfe und auch Verharmlosungen ausgeschlossen werden. Eine Aussage wie „Du bist doch gar nicht dick“ hilft dem Betroffenen leider gar nicht und sorgt nur dafür, dass er sich unverstanden fühlt und noch weiter zurückzieht. Zeigen Sie Ihrem Kind oder Partner jedoch stets, dass Sie sie lieb haben und stoßen Sie die betroffene Person nicht zurück.

Darüber hinaus ist es hilfreich, mit Fachleuten über das Thema zu sprechen. Holen Sie sich Hilfe und lassen Sie sich beraten, wie Sie mit einem magersüchtigen Kind umgehen sollen. Führen Sie die betroffene Person langsam zu einem Punkt, an dem es selbst auch Hilfe akzeptiert. Fachleute werden von an Magersucht Erkrankten oftmals ernster genommen, so dass die Krankheit auch vom Betroffenen identifiziert wird.

Die wichtigsten Tipps zur Hilfe im Überblick:

  • Bei Freunden oder Bekannten mit Magersucht den Kontakt nicht abbrechen lassen
  • In Familien offen mit betroffenen Kindern oder dem Partner über das Problem sprechen
  • Verleumdungen nicht anerkennen, aber auch die Krankheit nicht verharmlosen oder dramatisieren
  • Selbst Hilfe im Umgang mit den Betroffenen bei Fachleuten suchen und dies auch gegen dem Erkrankten formulieren
  • Die Betroffenen langsam dorthin führen, dass sie selbst auch Hilfe annehmen

Magersucht kann tödlich enden – im kritischen Stadium geht das Überleben vor

Auch wenn die Symptome der Magersucht zunächst nicht lebensgefährlich wirken, setzen sich die Betroffenen oftmals großen gesundheitlichen Risiken aus. Dazu gehören:

  • Verlangsamter Herzschlag als Verursacher von Herzrhythmusstörungen (kann zum Herztod führen)
  • Unterzuckerung und Blutarmut
  • Unfruchtbarkeit, Ausbleiben der Periode
  • Deutlich erhöhtes Osteoporose-Risiko
  • Darmträgheit
  • Nierenprobleme

Gerade schwere Herzprobleme können auftreten, wenn ein kritisches Körpergewicht von unter 40 kg erreicht ist. Auch wenn eine Therapie grundsätzlich so gestaltet werden sollte, dass der Betroffene einwilligt und mitmacht, gibt es in kritischen Situationen Ausnahmen. In solchen Fällen sollte das Überleben des Betroffenen vorgehen, so dass auch ohne seine Fürsprache ein Arzt zu rufen ist oder man ins Krankenhaus fahren muss.

Fazit

Magersucht ist eine psychische Essstörung, die gerade in den Anfangsstadien kaum auffällt. Der Betroffene selbst nimmt sein Verhalten nicht als krankhaft wahr und die Umwelt erkennt die Probleme oftmals nicht. Mit den hier beschriebenen Symptomen und Anzeichen fällt es Ihnen künftig eventuell leichter, im Bekannten oder Freundeskreis sowie in der Familie entsprechende Probleme zu identifizieren. Wenn Sie in solchen Fällen hilfreich zur Seite stehen, ohne sich dabei zu sehr aufzuopfern, ist eine Heilung durchaus möglich.

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